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"Die Pferde ließen die Köpfe hängen. Die Reiter blickten unter nassen Kapuzen und Mänteln missgestimmt in den Regen und auf ein Dach von bunten Schirmen über fröstelnden Zuschauern."
(Kölner Stadt-Anzeiger, Mai 1977) |
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„Wir gehen", so entschied Pfarrer Franz Matzerath gestern trotz Regens. Er wollte die 80 zum Georgsritt erschienenen Reiter nicht einfach zurückschicken.
(Kölnische Rundschau, Mai 1977) |
Wegen des Regens nur ein kurzer Ritt - Rund 130 Reiter kamen zur Georgs-Prozession
Von Heinz H. Naumann, Kölner Statdt-Anzeiger, Anfang Mai 1977 Mechernich-Kallmuth (sn)
Die Pferde ließen die Köpfe hängen. Die Reiter blickten unter nassen Kapuzen und Mänteln missgestimmt in den Regen und auf ein Dach von bunten Schirmen über fröstelnden Zuschauern. Dieses Bild bot der 25. Kallmuther Georgsritt. Nach längerem Zögern entschloss man sich zu einem Ritt durch den Ort. Die Reiterprozession zum Georgspütz wurde wegen des schlechten Wetters abgeblasen.
Dass nach trockenen Tagen der Georgsritt verregnen würde, hatte keiner vermutet. Zum Jubiläumsritt hatte man sogar mit einer Rekordbeteiligung gerechnet. Deshalb hatten die Kallmuther umfangreiche Vorbereitungen getroffen, überall wehten Fahnen und waren Girlanden angebracht worden.
Doch die Fahnen hingen klatschnass und schlaff an den Stangen, als die ersten Reiter, schon durchnässt von langen Anritten, in Kallmuth eintrafen. Ihre Hoffnung, der Regen würde schon unterwegs aufhören, erfüllte sich nicht. Nur etwa 130 Reiter waren gekommen. Im vergangenen Jahr hatte man 220 Reiter und etwa 3000 Teilnehmer zu Fuß gezählt. Diesmal hatten sich kaum 500 Fußgänger eingefunden.
Eine größere Anzahl von Reitern verließ Kallmuth, als es hieß, der Georgsritt würde wegen des Regens nicht stattfinden. Die Pferde am blumengeschmückten Wagen der Geistlichkeit waren schon ausgespannt, als sich Pfarrer Matzerath im Einvernehmen mit den übrigen Geistlichen zu einer Notlösung entschloss. Er wollte die knapp hundert Reiter, die geduldig ausharrten, und die übrigen Teilnehmer, unter ihnen Landrat Josef Linden, Mechernichs Bürgermeister Giesen und Stadtdirektor Helmut Rosen, nicht enttäuschen. Er ließ deshalb zu einer kurzen Prozession durch den Ort wieder anspannen. Sie begann mit einer Segnung der Reiter und Pferde auf einer Wiese im Ort. Gewöhnlich endet dort der Georgsritt mit der Segnung.
Keine Folklore
Dompropst Dr. Müllejans sagte vor dem Segen, dass man den Georgsritt nicht als eine folkloristische Schau werten dürfe, die bei schlechtem Wetter kurzerhand abgeblasen werden könne. Er werde aus religiösen Gründen veranstaltet.
Nach dem Segen zogen die Reiter, gefolgt von der Geistlichkeit auf einem Wagen und den Fußgängern, durch den Ort. Anschließend wurde in der Kirche ein Gottesdienst gehalten.
Bei schönem Wetter geschieht das unter freiem Himmel am Georgspütz, etwa zwei Kilometer unterhalb des Ortes. Von den 25 Georgsritten war bisher nur einer, und zwar am 1.Mai 1967, verregnet. Um mit der Tradition nicht zu brechen, waren damals zahlreiche Reiter ohne Geistlichkeit zum Georgspütz geritten. |
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Pfarrer Matzerath hatte die Pferde ausgeschirrt..
Noch 15 Minuten vor dem offiziellen Beginn hatte sich im mit Fahnen geschmückten Kallmuth kein Reiter sehen lassen… ... da kamen doch noch 80 Reiter zum verkürzten Georgsritt Kallmuth
VON PETER FELTEN (Kölnische Rundschau, Mai 1977)
Kallmuth- Gehen wir oder gehen wir nicht? Das war gestern für die Kallmuther mit ihrem Pfarrer Matzerath an der Spitze die Frage. „Wir gehen nicht", hieß die Entscheidung, da es „Bindfäden" goss. Der Georgsritt sollte um eine Woche verschoben werden. Trotz Regen fiel wenig später diese Entscheidung: „Wir gehen doch", lautete sie,
In verkürzter Form wurde der Jubiläumsritt durchgeführt Er zog nach der Segnung durch Domprobst Müllejans von der Wiese am Ortsrand in Richtung Scheven durch die Straßen und zurück. Der vorgesehene Ritt zum Georgspütz vor Urfey mit dem dort üblichen Messopfer fiel aus. Der Gottesdienst wurde in der Kirche abgehalten.
Die für den Sakramentswagen vorgesehenen Pferde, nach der ersten Entscheidung wieder ausgespannt, wurden erneut angeschirrt. Denn Kallmuths Pfarrer hatte es nicht überwinden können, die etwa 80 trotz Regen eingetroffenen Reiter einfach wieder nach Hause zu schicken.
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„Wir gehen", so entschied Pfarrer Franz Matzerath (Foto, mit Kapuze) gestern trotz Regens. Er wollte die 80 zum Georgsritt erschienenen Reiter nicht einfach zurückschicken. In schwarzer Reiterkleidung Wilhelm Vossemer, der Leiter der Reiterprozession.
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1980: Dieses Mal bei schönerem Wetter: Pfarrer Franz Matzerath selber hoch zu Pferd beim St. Georgsritt. ©HSL-Foto. |
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Vorberichte:
(Kölner Stadt-Anzeiger oder Kölnische Rundschau, April 1977)
Am l. Mai hoch zu Roß zum Georgspütz
Brauchtum in Kallmuth: Reiterprozession
Zum 25. Mal ist am Sonntag, 1. Mai, der St.-Georgs-Ritt in Kallmuth. Um 10 Uhr zieht die Prozession von der Wiese am Schevener Weg durch das Dorf bis zum St.-Georgs-Pütz; dort ist gegen 10.30 Uhr eine Eucharistiefeier, die in Konzelebration von Dompropst Msgr. Dr. Müllejans und den Pfarrern von Weyer und Kallmuth gehalten wird. Der Abschluss mit Platzkonzert und Erbsensuppenessen ist gegen zwölf Uhr auf der Wiese Kaller Straße/Dotteler Weg.
In Süddeutschland hat der „Georgiritt" schon eine längere Tradition als in Kallmulh. Pfarrer Eugen Kranz führte diesen Brauch 1953 in der Eifel ein, zumal früher in Kallmuth eine dem hl. Georg geweihte Kapelle stand, zu der jährlich am Namenstag des Heiligen eine Prozession zog. Dass auch die Reiter St. Georg verehren, hat seinen besonderen Grund: Gemäß der Überlieferung stammt St. Georg aus Kappadozien (Türkei), dem „Land der guten Pferde".
War die Reiterprozession in Kallmuth anfangs nur eine Angelegenheit der Pfarre und der nächsten Umgebung, so finden sich heute von nah und fern Reiter dazu ein: 1976 zählte man 220 berittene Teilnehmer und rund 3000 Fußgänger.
Am Vormittag des 1. Mai beginnt die Prozession in dem mit Fahnen und Maisträußen geschmückten Dorf. Unter dem Geläut der Kirchenglocken geht Reitergruppe mit der 1959 geweihten Standarte- sie bildet die Spitze. Ihr folgen die Fußgänger mit der Musikkapelle und einem pferdebespannten Wagen für die Geistlichen und die Kommunionkinder. Wenn sich die Prozession dem Georgspütz unterhalb „Lichten“ nähert, läutet das alte Schulglöckchen. Die Reiter gruppieren sich in einem großen Viereck um den Altar, an dem eine Feldmesse gefeiert wird. Nach dem Gottesdienst erfolgt die Segnung der Reiter und ihrer Pferde, und die Prozession findet auf einer dorfnahen Wiese ihren Abschluss.
Die Beteiligung so vieler, die mit unter Lack und Chrom versteckten Pferdestärken in das Eifeldorf Kallmuth kommen, mag darauf hinweisen, dass auch Menschen unseres technischen Zeitalters für religiöses Brauchtum noch ansprechbar sind. Und es ist sicher sinnvoll, dem modernen Menschen das Bild des „ritterlichen“ Georg vor Augen zu halten, der stets gegen das Böse kämpfte. Ein Aspekt, der stets aktuell bleiben wird.
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Schüler wandern nach Kallmuth zum St. Georgsritt
Floisdorf (sx) — Die Schülergruppe Floisdorf unternimmt am Sonntag, 1.Mai, ihre traditionelle Wanderung nach Kallmuth, um dort an den Festlichkeiten anlässlich des Georgsritts teilzunehmen. Die Wanderfreunde, zu denen auch die Kinder aus dem Kinderheim Mechemich gehören, brechen früh morgens in Floisdorf auf, um die circa zwölf Kilometer lange Strecke in gut drei Stunden zu bewältigen. Wer sich in Floisdorf oder unterwegs der Wandergruppe anschließen möchte, kann sich nach folgendem Zeitplan orientieren: 6 Uhr ab Gaststätte Engels in Floisdorf, 6.15 Uhr ab Gaststätte Lux in Eicks, 7 Uhr ab Kapelle Hostel, 7.45 Uhr ab Rochusplatz in Strempt. Die Wanderung ist auch bei ungünstiger Witterung.
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