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"Altes Brauchtum in neuer Gestalt lebendig werden lassen" - so Pfarrer Eugen Kranz, Gründer des St. Georgsrittes in Kallmuth |
Pfarrer Eugen Kranz, Kallmuth,
Autor des folgenden Textes:
Georgsritt in Kallmuth
Aus "Heimatkalender Kreis Schleiden 1954", Seite 56
Die Verehrung des hl. Ritters, der in Süddeutschland, besonders in Oberbayern, zu den beliebtesten Volks-Heiligen zählt, ist in unserer Gegend nicht sonderlich verbreitet. Immerhin besitzt nicht nur die Pfarrkirche von Blankenheim ein wertvolles gotisches Kopfreliquiar des hl. Georg, im Kreise Schleiden steht auch ein Gotteshaus, das dem hl. Georg geweiht ist: die Pfarrkirche von Kallmuth. Freilich war auch in Kallmuth das Georgsfest seit langen Jahrzehnten in seiner Bedeutung stark abgesunken. Und zwar wurde es verdrängt durch die Wallfahrt zur schmerzhaften Mutter, deren Gnadenbild aus dem 15. Jahrhundert einen beliebten Anziehungspunkt der Kallmuther Kirche für die nähere und weitere Umgebung bildet. Nur die ältesten Leute des Dorfes wußten sich noch zu erinnern, dass ehedem das Georgsfest als echtes Volksfest gefeiert worden war.
Am Georgstag des letzten Jahres wurde der Versuch gemacht, altes Brauchtum in neuer Gestalt wieder lebendig werden zu lassen. Durch einen strahlenden Frühlingsmorgen ging's mit Fahnen und Musik hinaus zum „Georgspützchen", voran eine stattliche Gruppe von etwa 60 Reitern. Auf dem Festplatz, wo an einem geschmackvoll hergerichteten Altar ein feierlicher Feldgottesdienst gehalten wurde, waren an die 1000 Menschen von allen Seiten
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zusammengeströmt. Nach dem Gottesdienst wurde das Sakrament auf sechsfach bespanntem Wagen zum Dorf zurückgeleitet, wo an der Kirche unter krachenden Böllerschüssen der Schlußsegen erteilt wurde.
Es sei noch bemerkt, dass der Abend die Pfarrgemeinde im überfüllten Saale zu einer Familienfeier vereinte. Hier kam nicht nur das tanzlustige Jungvolk zu seinem Recht, sondern in den Tanz wurde eine Reihe von heiteren, auf die örtlichen Verhältnisse abgestimmten Darbietungen eingestreut, so dass auch dieser Abend eine durchaus charakteristische Note erhielt.
zur Wiederbelebung des Kallmuther Georgsfestes gelungen ist. Denn es war erstaunlich, mit welcher Begeisterung die Landbevölkerung, die doch oft gegen Neuerungen sich zu sperren pflegt, mitmachte. Ja, aus den Nachbardörfern liefen nachträglich zahlreiche Beschwerden ein, weil man sie zur Teilnahme am Georgsritt nicht eingeladen hatte. Daraus darf man wohl folgern, dass man mit dieser Veranstaltung das Richtige getroffen hatte. Es ging ja auch nicht darum, Veranstaltungen ähnlicher Art, wie etwa dem Gymnicher Ritt, Konkurrenz zu bieten. Es sollte lediglich versucht werden, praktisch zu beweisen, dass es nicht nötig ist, in den ländlichen Feiern einen Abklatsch der meist geistlosen städtischen Vergnügen zu bieten, sondern dass es auch heute noch möglich ist, ein echtes ländliches Fest zu gestalten, das den ganzen Menschen erfasst und begeistert. Das aber hatten bewusst oder unbewusst die Teilnehmer des Georgsfestes verspürt. Sowohl bei der religiösen Feier am Morgen als auch bei der abendlichen Saalveranstaltung wurde echte Dorfgemeinschaft lebendig. Möge darum auch in Zukunft das Georgsfest in seiner neuen Gestalt der Pfarrgemeinde Kallmuth erhalten bleiben.
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AVZ / EVZ: Aachener / Eifeler Volkszeitung Anfang Mai 1953
Die Reiterprozession von Kallmuth - 50 Pferde begleiteten das Allerheiligste durch den Ort
Kallmuth, im Mai - Das St-Georgs-Fest der Pfarrgemeinde Kallmuth wurde, wie schon kurz berichtet, in einer Reiterprozession auf besonders würdevolle Weise gefeiert. Wir tragen heute einen ausführlichen Bericht nach, der leider aus Raummangel nicht eher veröffentlicht werden konnte.
Um 9 Uhr morgens formierte sich die Reiterprozession. Auf einem festlichen geschmückten Wagen knieten die Geistlichen auf ihren Chorstühlen. Der Wagen wurde von sechs blitzblank geputzten Pferden gezogen. Die Prozession setzte sich durch die schön geschmückten Straßen des Ortes in Bewegung, begleitet von dem verstärkten Bläserkorps Kallmuth. Etwa 50 Reiter mit ihren gezierten Pferden gaben dem festlichen Umzug das Geleit.
Gottesdienst im Freien
Am Georgs-Pützchen zwischen Kallmuth und Vollem mündete die Prozession auf einer großen Wiese. Alle Reiter mit ihren Pferden stellten sich in langer Front auf. Hier wurde an einem festlich geschmückten Altar ein feierlicher Feldgottesdienst abgehalten, den Pfarrer Kranz (Kallmuth) zelebrierte. Die Geistlichen von Scheven, Weyer und Vussem assistierten ihm dabei.
In einer kernigen Ansprache schilderte Pfarrer Kranz das Leben des heiligen Georg.
Er empfahl den Gläubigen, sich den starken Glauben des Heiligen zum Vorbild zu nehmen. Der Feldgottesdienst, der von 1000 Menschen besucht war, wurde umrahmt durch die Gesänge des gemischten Chores. Während der heiligen Wandlung fielen mehrere Böllerschüsse, die weit im Tale widerhallten.
Gemeinsames Georgslied
Nach dieser Feier zog die Reiterprozession — in ihrer Mitte das Allerheiligste — mit Musik, Gesang und Gebet zurück bis vor die Pfarrkirche. Hier wurde im Freien vor einem festlich geschmückten Altar der sakramentale Segen erteilt. Mit dem gemeinsamen Georgslied fand die glanzvolle Reiterprozession ihr Ende.
Am Abend wurde der Abschluss des Georgsfestes im Saale Thomas in einer frohen Veranstaltung gefeiert. Die Ansage hatte Pfarrer Kranz persönlich übernommen. Einem echten Rundfunksprecher stand er um nichts nach.
Froher Ausklang
Mit Tanz, mehrstimmigen Liedern und Volkstänzen war der Abend ausgefüllt. Sogar das „Ideale Brautpaar“ fehlte nicht. Ob nun ein Paar von über 80 Jahren oder noch ein junges Paar, ob Brautpaar oder Liebespaar, alle vier Paare konnten schöne Preise mit nach Hause nehmen. |
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1.5.1953: Der Priesterwagen; vorne in der Mitte Pfarrer Kranz
Pilger zu Fuß umstehen während der Meßfeier den erhöhten Altarpodest auf dem Gerogspütz
Im äußeren Kreis rund um den Altar sitzen die Georgsreiter auf ihren Pferden in ihrer damals vorgeschriebenen Kleidung (weißes Hemd, schwarze Hose)
1957: Die Reiter umstehen den Georsgpütz, auf dessen Abdeckung die Feldmesse gefeiert wird.
1953: Auf dem Priesterwagen knien vor der Monstranz mit dem Allerheiligsten die Priester (ganz rechst Pfr. Kranz), links Meßdiener und Erstkommunionkinder
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